Ein Tag beim Garuda Wisnu Kencana – oder:
Wie ich lernte, Glasplatten in 50 Metern Höhe zu vertrauen
Wenn man denkt, man hätte auf Bali schon alles gesehen – Tempel, Strände, Wasserfälle, Enten mit Berufen – dann sollte man unbedingt den Garuda Wisnu Kencana (kurz: GWK) besuchen. Diese gigantische Statue thront in Ungasan, nicht weit von Jimbaran, und ist tatsächlich die viertgrößte Statue der Welt. Die Dimensionen sind so beeindruckend, dass man sich fragt, ob die Erbauer heimlich die Baupläne eines Wolkenkratzers benutzt haben.
Schon am Eingang bezahlt man artig seinen Obulus und wird dann in eine Mischung aus Freizeitpark, kulturellem Monument und Open-Air-Museum entlassen. Man kann gemütlich durch den Park schlendern, sich von einer Statue zur nächsten treiben lassen – manche wichtig, andere eher so „Warum stehst du hier eigentlich?“-mäßig –, und zwischendurch einen Kaffee oder ein Eis genießen. Die Hitze macht beides gleichermaßen zur Pflicht.

äöEine kleine Besonderheit gibt’s bei der Statue selbst: Zutritt nur einmal pro Stunde. Das macht es ein bisschen wie ein exklusives Event, nur ohne roten Teppich – dafür mit schicken Kondomen an den Schuhen. Sobald man hineindarf, beginnt eine Führung, die so professionell ist, dass man sich am Ende fast bilden möchte, sie sei von Disney Imagineers entwickelt worden.
Man fährt mit dem Aufzug nach oben, lauscht den Erklärungen des Guides und fühlt sich gleichzeitig extrem klein und extrem beeindruckt. Und spätestens dann kommt der Moment, auf den niemand vorbereitet ist:
Die Glasplatte
4 cm dick.
50 Meter hoch.
Und darunter: nichts außer Luft, Raum und ein spontaner Anstieg des eigenen Pulses.

Während man versucht, sich einzureden, dass 4 cm Glas vermutlich auch Elefanten tragen könnten, kommt der Guide – seelenruhig – auf die Idee, testweise darauf herumzuspringen. Zu Demonstrationszwecken, wie er lächelnd erklärt. Ich weiß nicht, ob Demonstration oder Sadismus das passendere Wort wäre. Aber gut, man ist ja Tourist, also tut man so, als sei alles in bester Ordnung, während die Knie innerlich Samba tanzen.
Trotz dieser kurzen Herzattacke ist der Besuch ein echtes Highlight. Die Aussicht ist fantastisch, die Einblicke in die Bauweise der Statue sind spannend und insgesamt fühlt man sich, als hätte man gerade ein kleines Abenteuer bestanden. Ganz ohne Actionfilmvertrag.
Nach dem Besuch empfehlen wir dringend, die Nerven – und den Magen – wieder zu beruhigen. Und wo ginge das besser als im CASA ASIA, einem italienischen Restaurant in der Nähe. Hervorragende Küche, nette Atmosphäre, und perfekt geeignet, um überlebensmutige Glasplatten-Erfahrungen Revue passieren zu lassen.
Unser Fazit:
Der GWC ist nicht nur ein Denkmal, sondern ein Erlebnis. Beeindruckend, lehrreich, leicht schweißtreibend – und unbedingt einen Besuch wert.
Vor allem, wenn man danach Pasta essen kann.




